Die 4. Runde der Klubmeisterschaft

Die 4. Runde fand diesmal nicht wie gewöhnlich immer im Pniel statt, sondern im Fliednersaal beim Eingang Marienhölzungsweg 2. Nach einigen organisatorischen Startschwierigkeiten wurden die notwendigen Bretter und Figuren rüber verfrachtet. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal recht herzlich an die Helfer bedanken, ohne die der Spieleabend wahrscheinlich hätte ausfallen müssen!

Übrigens: Am 22.10 wird der Spieleabend ebenfalls im Fliednersaal stattfinden!

Nun zurück zu der Klubmeisterschaft! Hier die aktuelle Tabellenlage für alle Klassen:

Angefangen bei der Meisterklasse, wo noch nicht alle Partien gespielt wurden sind und daher Unklarheit herrscht:

Bei den Vormeistern führen momentan drei Leute das Feld an:

Bei den Kandidaten fehlen einige Partien, aber hier deutet sich ebenfalls ein spannender Kampf um die Spitze an:

Die nächste Runde findet offiziell am 08.10 wie gewohnt im Haus Pniel statt.

Zum Nachspielen

Thomas Schmidt – Jörn Langheinrich : 1/2-1/2

Jörn hat gerade b5 gespielt, woraufhin Thomas seinen Springer auf d2 stellen wird.

Erneut finden wir die Bird-Eröffnung, allerdings dieses mal ohne Fianchetto des weißfeldrigen Läufers und mit einer Igel-ähnlichen Stellung der Bauern auf d4, e3 und f4. Jörn expandiert zunächst am Damenflügel, welcher nun bestimmendes Thema dieser Partie ist. Nach einigen Abtäuschen ist die Lage klarer und die Engine gibt Thomas‘ Stellung einen gesunden Vorteil. Für Menschen sind die Züge und „Ideen“ der Engine aber nicht immer greifbar, weshalb nach einer Zugwiederholung die Hand zum Remis herausgestreckt wurde.

Jörn war so freundlich und hat seine Partie selber analysiert und mir zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! In dieser sind Varianten enthalten, die Alternative Züge für beide Seiten zeigen, aber auch einen Einblick auf Jörn’s Perspektive dieser Partie zulassen. Ich wünsche viel Spaß beim Nachspielen!

Michel Langner – Nahmen Christiansen : 0-1

Nahmen hat gerade auf f6 wieder geschlagen, Michel will mit f5 eine Offensive starten.

Über eine Sizilianische Zugfolge sind wir in eine Art französische Verteidigung gekommen, in welcher früh die Damen vom Brett kommen. Nach Klärung im Zentrum besitzt Nahmen die halboffene g-Linie, die er mit seinen Turm sofort besetzt:

Sollte Weiß unmittelbar etwas gegen die Fesselung tun?

Michel verfolgt das Ziel, den schwarzfeldrigen Läufer zu tauschen. Dieser Tausch ist allerdings gut für Nahmen, da der Springer eine der wenigen aktiven Figuren von Weiß war. Michel’s Damenflügel ist noch gar nicht entwickelt worden während Nahmen nurnoch die Stellung öffnen muss, um mit seinen Figuren schnell Druck aufzubauen. Nach einigen Abtäuschen wird das Problem für Michel deutlicher, da er nun zusätzlich noch einen Bauern geben musste. Auf einen Bauern kam der nächste und das Spiel scheint vorbei zu sein.

Allerdings hat Weiß hier noch eine interessante Idee, um gegenzuhalten. Wie?

Das einzige Hindernis für Nahmen an dieser Stelle war es, die Fassung zu bewahren und nicht auf Zeit zu verlieren. Nach erreichen des 40. Zug war diese Drohung auch fort, was das Spiel ebenso früh danach beendet hatte.

Rainer Schwarz – Oliver Fritz : 1/2-1/2

Oliver wird Db6 spielen, woraufhin Rainer Sb3 ziehen wird.

Aus der symmetrischen Variante der Englischen Eröffnung kommen beide Seiten gut heraus. Wie der Name schon vermuten mag ist der allgemeine Aufbau ziemlich ähnlich, es gibt also kein offensichtliches Ziel für einen Spieler. Nach mehreren Abtäuschen bleibt nur die Bauernstruktur etwas ungleich, wobei Rainer am Königsflügel etwas mehr Raum hat, Oliver am Damenflügel. Doch diese Ungleichheit reicht nicht aus, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Dementsprechend wurde sich hier auf Remis geeinigt. Ein ruhiges aber nahezu fehlerloses Spiel!

Malte Jensen – Peter Nissen : 0-1

Peter hat gerade Sc6 gespielt, was ich mit Ld5 erwidert habe.

In den Evans Gambit steckt Peter früh in der Bedrouille, was bei solchen scharfen Eröffnungen schnell passieren kann, wenn man von der Theorie abweicht. Als Folge dessen habe ich nicht nur meinen geopferten Bauern zurückgewonnen, sondern konnte zusätzlich noch einen weiteren gewinnen. Die Stellung ist lange äußerst gut für mich, aber ich wollte zu früh das Spiel vereinfachen. Ich wollte viele meiner Figuren tauschen in der Hoffnung, die wenigen Figuren die übrig blieben sind für mich besser aufgestellt. Ich hätte meine aktiven Figuren besser nutzen können, statt diese einfach abzutauschen. Ich habe mich so sehr darauf fixiert, dass ich meinen Läufer eingesperrt habe. Danach war das Spiel für mich verloren, weil Peter in solchen Situationen einen kühlen Kopf behält und das Endspiel souverän zu einen vollen Punkt bringen kann. Glückwunsch!

Sascha Thomsen – Jürgen Nickel : 1/2-1/2

Jürgen wird gleich mit c5 im Zentrum spielen, Sascha mit a4 am Damenflügel.

Sascha spielt zur Überraschung von niemanden das Londoner System, in den er sehr viel Erfahrung hat. Jürgen wählt ein Doppelfianchetto als Antwort und baut sich wie sein Gegner erst in aller Ruhe auf. In solchen Partien wird häufig kein gegnerischer Schwachpunkt offensichtlich und es wurde allgemein keine Schwäche provoziert. Wenn keine konkrete Drohung aufgebaut wird, muss man keine unnötigen Risiken eingehen, was die Spiele zu langen, positionellen Spielen macht. Im Gegenzug sind scharfe und taktische Partien eher kürzer, zumindest von der Anzahl der gespielten Züge. Es ist Geschmackssache, welche Art von Spiel man bevorzugt. Hier haben die Spieler gesehen, dass nicht viel mehr als ein Remis aus den Spiel zu holen wäre und sich früh auf eine Schlichtung geeinigt.

Gerhard Kühnen – Hayo Weidung : 1/2-1/2

Hayo hat gerade d5 gezogen, Gerhard wird mit Lg5 den Springer fesseln.

In einer klassischen Nimzoindischen Eröffnung spielt Gerhard wie es für seinen aggressiven Stil üblich ist früh h4, um am Königsflügel eventuell später für Unruhe zu sorgen. Hayo lässt sich davon nicht beunruhigen und nutzt die Tatsache für sich, dass der König unrochiert ist und der schwarzfeldrige Läufer nicht mehr der Fesselung des Springers auf c3 entgegen wirken kann. Trotzdessen ist die Stellung weitaus ausgeglichen, wobei Hayo besser aus der Eröffnung kam und für das Mittelspiel besseren Ideen nachgehen kann.

Was kann Schwarz hier spielen?

Hayo gewinnt einen Bauern, was Gerhard unter Druck versetzt. Die resultierende Stellung war laut Engine besser für Schwarz, wobei man im Nachhinein immer schlauer ist. Viel Spaß beim Nachspielen!

 

Christian Bräunlich – Rolf Dömer : 1-0

Christian bläst mit h4 zum Angriff. Rolf spielt Ld7, wäre ein anderer Zug vielleicht besser gewesen?

In der Vorstoß-Variante des Franzosen entscheidet sich Rolf dafür, etwas Tempo aus dem Spiel zu nehmen und sich in Ruhe aufzustellen. Christian hat allerdings erkannt, dass dieses zu langsame Spiel am Königsflügel bestraft werden kann und zieht die Bauern nach vorne. Dadurch kann Christian deutlich mehr Raum gewinnen und erhält eine starke Bauernkette, die von d4 bis f6 reicht.

Als Referenz: Hier ist die Stellung nach den 13. Zug von Schwarz

In obiger Grafik hat sich Christian für c4 entschieden, was Rolf entgegen kommen würde. Betrachtet man die Stellung, muss man nämlich feststellen, dass alle schwarzen Figuren, vorallem aber der schwarzfeldrige Läufer, sehr passiv stehen. Eine Öffnung des Spiels hätte den Läufern mehr Linien gegeben.

In der Partie kam es aber anders: Christian konnte nun auch noch am Damenflügel mit den Bauern nach vorne laufen und viel Raum gewinnen. Allerdings führen einige Fehlentscheidungen dazu, dass Rolf im Spiel bleibt.

Welchen Zug sollte Weiß spielen, den grünen, gelben oder roten Pfeil?

Rolf war gerade dabei, sich wie ein Entfesselungskünstler aus dem Spiel zu befreien und das Blatt zu wenden, bis er einen Moment nicht aufgepasst hat und Matt gesetzt wurde. Schade, ich hätte gerne gesehen, wie das Spiel weiter verlaufen wäre!

 

 

Kurt Boß – Florian Tent : 0-1

Florian hat gerade seinen Springer eingestellt, weil Kurt sowohl Schach gibt als auch den Springer auf a6 angreift.

Bei dieser Partie möchte ich es kurz und schmerzlos halten: Florian hatte Glück im Unglück. Zuerst stellt er seinen Springer auf a6 ein (siehe Bild), nur um dann ein Paar Züge später Schachmatt anzusagen! Diese Partie zeigt, wie wichtig der sogenannte „Blunder-Check“ ist. Das ist wie eine Art Checkliste im Kopf, die man nach jeden seiner Züge und jeden Zug des Gegners aufruft, um auf genau solche Taktiken nicht herein zu fallen. Als Schachspieler weiß ich aber, wie schwer es ist, in jeden Zug immer an alles zu denken!