Am 16. Juli fiel der Startschuss der diesjährigen Klubmeisterschaft. Insgesamt nehmen 24 Vereinsmitglieder teil, die in 3 Gruppen à 8 Spieler sortiert nach DWZ ein Rundenturnier absolvieren: Meister, Vormeister und Kandidaten. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um ein Rundenturnier handelt, steht bereits jede Paarung fest, sodass die Spieler deutlich flexibler in ihrer Terminwahl sind. Spiele können vor- oder nachgeschoben werden, solange die letzte Runde nicht nachgespielt wird.
Es folgen die Teilnehmer der jeweiligen Gruppen. Die Paarungen hängen am Schwarzen Brett des Vereinslokals aus.
Zum Nachspielen
Holger Martens – Guido Heinemann : 1-0
Guido hat gerade Sxd5 gespielt, Holger wird mit e4 das Zentrum einnehmen.
In einer Englischen Eröffnung erwidert Guido das Fianchetto von Holger mit einer verstärkten Bauernkette b7-c6-d5. Danach schafft Guido sich ein Angriffsziel, indem er den Springer auf c3 tauscht und den ungedeckten Bauern mit der Dame angreift. Allerdings hat Schwarz auch Schwächen: Der b7-Bauer, das Rückrat der starken Bauernkette, ist ungedeckt und der König ist im Zentrum.
Wie kann Weiß die Schwarze Königsstellung ausnutzen? Hinweis: Es wäre echt schade für Weiß, wenn der Gegner rochieren könnte!
Holger verfolgt den richtigen Plan, sodass zwar nach Damentausch die Schwarze Königssicherheit gewährleistet wird, allerdings der Weiße Raumvorteil Überhand nimmt und wir schließlich zu der Stellung im Bild gelangen, wo Holger e4 ziehen wird. Durch den Bauernmarsch werden Linien geöffnet, die für Holger leichter zugänglich sind. Das hängt wieder mit der Königssicherheit zusammen, da die Rochade zusätzlich noch den wichtigen Zweck erfüllt, die Türme zu verbinden. Als Folge verliert Guido eine Figur und später das Spiel.
Dr. Heinz Meyer – Malte Jensen : 1/2-1/2
Dr. Meyer schreibt gerade Sd7 auf sein Notationsblatt und wird mit Lc3 erwidern.
Die Partie beginnt ruhig als abgelehntes Damengambit. Ich entscheide mich, meinen Gegner zwei zusammenhängende Bauern auf d4 und c4 zu geben, damit ich dagegen spielen kann. Doch dann bestimmte ich, mit der Dame einen Ausflug zu machen. Sie musste einen miesen Tag gehabt haben, denn Sie wurde rasch zum leichten Ziel für Weiß. Als ich dann mit b6 noch die Haustür schließe, ist die Dame das bestimmende Thema dieser Partie. Dr. Meyer und ich stellen uns nun die Frage: „Kann meine Dame entkommen oder nicht?“.
In folgender Stellung dachte ich mit Tb8? könnte ich alles zusammenhalten. Was kann Weiß hier spielen?
Ich hatte Glück und nach der Stellung im Bild fühlte ich mich sicher, dass dieses Spiel Remis ausgehen wird. Allerdings ist die Jagd auf die Dame noch nicht vorbei.
In folgender Stellung dachte ich erneut, ich halte alles zusammen. Weiß kann hier das Spiel gewinnen! Tipp: Mit Lb7? habe ich erneut ein Feld der Dame genommen.
Nach einer Serie von Abtäuschen war die Situation endlich entschärft. Ich habe meine Dame im 11. Zug bewegt, die darauffolgenden 9 Züge wurde sie gejagt und das resultierende Endspiel bügelt immer noch die Fehler des Damenzuges aus. Ich musste alle meine Figuren merkwürdig in die untere Ecke stellen, aber die Stellung war tatsächlich spielbar. Dr. Meyer hätte das komfortablere Spiel gehabt, aber wir einigten uns auf Remis.
Rainer Schwarz – Sascha Thomsen : 1-0
Sascha hat gerade Dd8 gezogen, Rainer wir Dd2 spielen.
Der Sämisch-Angriff des Königsinders zählt zu einen der gefährlichsten Waffen im Repertoire von Weiß. Selbst Bobby Fischer hatte Angst vor dieser Variante, verlor gegen Spassky in dieser Variante. Rainer hat eine Front aus vier Bauern errichtet, wo der weiße Läufer nach einen Abtausch Platz nimmt.
Sascha möchte mit Sb6 den Läufer vertreiben. Wie schätzen Sie die Weißen Angriffschancen ein? Tipp: Lxf7+ ist es nicht.
Rainer erkennt seine Angriffschancen und spielt einige Züge später Dd2, was uns zur Stellung im Bild führt. Sascha entscheidet sich, nach langer Vorbereitung nun mit e5 im Zentrum gegen zu schlagen. Der Angriff scheint trotzdem für Rainer zu gelingen!
Nach diesen Zug hat Sascha aufgegeben. Was hat Rainer hier gespielt?
Die Lösung sowie andere nicht erwähnte Varianten finden Sie beim Nachspielen. Viel Spaß!
Oliver Fritz – Peter Nissen : 1/2-1/2
Peter hat gerade Sh7 gezogen, woraufhin Oliver Sh4 spielen wird.
Eine italieniesche Partie, in der sich heimlich beide Parteien geeinigt haben müssen, keinen Bauern zu tauschen! Nach 35 Zügen waren immernoch alle 16 Bauern vertreten. Dementsprechend war die Partie ein verbittertes Positionsspiel. Oliver konnte einige Bauernzüge von Peter provozieren, allerdings ist es schwierig, ein Ziel zu bestimmen. Als dann die Springer getauscht wurden betreten wir ein Schwerfigurenendspiel mit je 8 Bauern. Weiß besitzt mit 2 halboffenen Linien einen leichten Vorteil, allerdings ist dieser nicht ausschlaggebend genug, da Schwarz durch seine starke Bauernkette viel Zusammenhalt besitzt.
Lutz Kania – Jürgen Nickel : 0-1
Jürgen hat gerade Lh3 gespielt, Lutz wird seinen Turm auf die halboffene d-Linie stellen.
Aus der Englischen Eröffnung wurde ein umgekehrte Sizilianer. Gegen den starken weißfeldrigen Läufer von Lutz wählt Jürgen die Strategie, den Läufer mit Ld7 nebst Dc8 zu tauschen. Lutz hat in der Zwischenzeit im Zentrum für Klarheit gesorgt und der rückläufige Bauer auf d6 ist ein potentielles Ziel geworden, weshalb Lutz in der Stellung im Bild Td1 gespielt hat. Trotz Abtausch des weißfeldrigen Läufers hat Lutz sehr gute Kontrolle über das Feld d5, was ihn einen leichten Vorteil schenkt. Nun ist es in solch einer vorteilhaften Position wichtig, den gegnerischen Plan zu kennen. Jürgen würde es begrüßen, wenn er Kontrolle über d5 erhält. Vielleicht kann er irgendwann sogar selber d5 spielen, um seine Bauernschwäche los zu werden.
Mit diesen Plan im Hinterkopf, was sollte Lutz hier spielen?
Der von mir vorgeschlagene Zug ist Sd5! Er macht genau das, was in Schach wichtig ist: Mehrere sinnvolle Dinge auf einmal. Er besetzt in erster Linie das Feld d5, damit aus „irgendwann d5 spielen“ „niemals d5 spielen“ wird. Er zwingt den schwarzen Springer, sich zum Tausch anzubieten, da mit diesen Zug sofort der Nachteil des Läufertausch-Manövers aufgezeigt wird: Schwarz hat sich früh festgelegt, welche Figur er für seinen weißfeldrigen Läufer geben möchte. Vielleicht hätte Schwarz in einigen Varianten seinen Läufer für den starken Springer auf d5 getauscht, statt für den Läufer auf g2. Allerdings muss man hier anmerken, dass der Läufer genauso stark hätte werden können und allgemein die Regel gilt, dass Läufer ein wenig mehr Wert sind als Springer.
Lutz verfolgt trotzdessen eine gute Strategie, allerdings ist nach ein Paar Bauernzügen die Partie zu Gunsten von Jürgen gekippt. Den geschenkten Bauern angenommen, hat Jürgen jetzt die Initiative ergriffen und es scheint, er lässt sie nicht mehr los.
Allerdings passiert hier mit Df5? ein kleiner Ausrutscher. Was kann Weiß spielen?
Es ist sehr schwer, jede Stellung neu zu betrachten. Wenn man die letzten 5 Züge verteidigt hat und dann der Gegner auf einmal ungenau spielt, könnte das nicht auffallen. Vor allem dann nicht, wenn der Zug überzeugend aussieht und erst unter der Oberfläche betrachtet eine Taktik zulässt, die den Sieg sichert. Nachdem diese letzte Chance nicht ergriffen wurde gab Lutz auf.
Gerhard Kühnen – Christian Bräunlich : 1/2-1/2
Gerhard hat Ld2 gespielt. Was würden Sie hier spielen?
In der Debütpartie muss Christian, einer unserer neueren Mitglieder gleich gegen einen Veteran antreten. Auf dem Brett finden wir Nimzoindisch mit f3, einen von Gerhards Lieblingszügen. Allerdings hat dieser Zug auch Nachteile, die bei korrekten Spiel ausgenutzt werden können. Christian wählt den sicheren Weg und spielt logische, natürliche Züge, die nichts verschlimmern können. Gerhard’s Läufer wurde „die Frage“ gestellt, was zu folgender Stellung führt:
Die ewige Frage: Zurückziehen oder schlagen?
Gerhard hat den Läufer zurückgezogen, wie man aus den Bild entnehmen kann. Hier hätte Christian den Läufer tauschen können und mit zwei Mehrbauern, die zusätzlich noch stark im Zentrum stehen, den Sieg garantieren können. Christian kann allerdings trotzdem eine vorteilhafte Stellung erhalten, als er Gerhard in eine Gabel lockt (darauf immer aufpassen!).
Die Stellung scheint aussichtslos, da der Königsflügel nie entwickelt wurde und der einzige Trumpf von Weiß, der Springer auf d6, ausgeglichen wird von den ebenso gut platzierten Springer auf e3. Vielleicht war aus Zeitnot, zu großer Respekt oder Zweifel an einen selbst, aber über ein Remis ist Gerhard bestimmt sehr glücklich!
Hayo Weidung – Florian Tent : 0-1
Florian ist meinen Läufer nach d7 zurück gegangen, Hayo wird Sg5 spielen.
Aus der Englischen Eröffnung wird ein Königsinder mit Sc6. Aus der Eröffnung heraus konnte Hayo den Damenflügel mit einer beeindruckenden Bauernkette a1-d5 (siehe Bild) unter Kontrolle bringen. Der Raumvorteil bietet gute Angriffschancen auf den gegnerischen König. Hayo macht alles richtig und startet einen unaufhaltbaren Angriff am Königsflügel. Florian hält sich an die Prinzipien und kontert den Flügelangriff mit einen Gegenschlag im Zentrum. Allerdings ist dieser längst nicht so ausschlaggebend wie Hayo’s Angriff auf den König. Hayo sieht das jedoch anders und geht gegen Florian’s Plan vor, statt seine eigene Idee weiter zu verfolgen. Das Schachmatt ist trotzdem noch unaufhaltbar für Florian, bis wir zu folgender Stellung kommen:
Versuchen Sie hier erst einmal nicht zu rechnen, sondern schauen Sie sich die möglichen Schwarzen Züge an. Mit den gegnerischen Optionen in Betracht gezogen, was kann Weiß hier spielen, um elegant Schachmatt zu setzen?
Hayo übersieht diese Chance leider. Wie es so oft ist, folgt auf einen übersehenden Zug der nächste und übernächste. So war die Stellung erst ausgeglichen und ging dann in Florian’s Hände. Florian hat ab dann souverän gespielt und den Sieg sicher bis zum Schachmatt gebracht.
Hayo 70. Kg6! Dg4+ 71. hxg4 a2 (71. … h5) 72. Dg7# (72. Dg8#, 72. Dh7#) Ein winziger Fehlgriff am Schluss, schade, du hattest es noch in der Hand. Malte hier hat dein Analyseprogramm versagt, diese Variante hat mir gefehlt.
Das Analyseprogramm bin ich selber, also habe ich versagt 🙂 . Ich dachte, nach den 50. Zug wäre das Spiel in Florian’s Gunsten geblieben, da habe ich wohl nicht aufgepasst, vielen Dank für den Hinweis!
Im 65. Zug von Schwarz muss er Kontrolle über das Feld e8 kriegen, das geschieht am besten über das Damenmanöver Dd2 (droht Dg5#), nachdem das geblockt wurde, z.B. über h4, erlangt man über Dd1+ nebst Da4 Kontrolle über das wichtige Feld e8. Als Florian den Bauern nach a4 gezogen hat, konnte die Dame somit nicht mehr da hin und die Kontrolle von e8 war nicht gewährleistet, was Hayo direkt ausgenutzt hat. Ab dann hätte deine Variante für Hayo den Sieg bringen können.