Die 2. Runde der Stadtmeisterschaft

Am 29. Januar fand die offizielle zweite Runde der Stadtmeisterschaft statt. Dieser Beitrag hier hat allerdings auf sich warten lassen, da ich liebend gerne noch die Nachholpartien des 5. Februar mitnehmen wollte. Das Warten hat sich gelohnt, denn wir haben hier 12 spannende und lehrreiche Partien vor uns! Ich hoffe Sie haben viel Spaß beim Nachlesen und Nachspielen der folgenden Partien. Angefangen bei den Nachholpartien der ersten Runde.

Hier die aktuelle Kreuztabelle. Die Partie Martens – Nahmen wird vorraussichtlich am 12. Februar nachgeholt und wird deshalb in den Bericht für die 3. Runde mit aufgeführt.

Zum Nachspielen

Sascha Thomsen – Benjamin Isler : 1/2-1/2

Benjamin wird Ld6 spielen, woraufhin Sascha die schwarzfeldrigen Läufer tauscht

Nachholpartie der ersten Runde vom 22.01. Sascha bringt seine Lieblingseröffnung auf das Brett: Das Londoner System. Dies ist ein sehr flexibles System, was in der Regel zu positionellen Spielen führen kann. Die Natur dieses Systems ist es aber, dass sich das Stellungsbild schnell ändern kann. Man muss ein Auge für Taktik entwicklen, um den Umschwung zu neuen Möglichkeiten zu entdecken. So hätte Sascha in folgender Stellung einen Zug, der ihn ohne weitere Probleme einen Vorteil gibt:

Was sollte Weiß hier spielen?

Benjamin versucht auf seine Art, einen Angriff zu forcieren. Sascha, der bekannt dafür ist, solche Stellungen zu halten, gelingt jenes in dieser Partie, woraufhin sich prompt zum Remis die Hand gegeben wird.

Malte Jensen – Michel Langner : 1/2-1/2

Nachholparite der ersten Runde am 22.01. In der Zweispringer-Variante des Caro-Kann kommt Weiß deutlich besser aus der Eröffnung heraus und hält an seinen Vorteil fest. Michel hatte bestimmt die ganze Zeit ein ungutes Gefühl – da er doch sonst immer gerne sagt, wo es lang geht! Wieso also haben wir uns auf Remis geeinigt? Ich möchte Ihnen diesen Schock etwas nehmen und versuche, mich wie folgt zu rechtfertigen: Am Sonntag zuvor war Mannschaftskampf und ich hatte eine mehr als vorteilhafte Stellung (ich hatte einen ganzen Turm mehr). Dann aber habe ich den einzigen Zug von vielen gefunden, der mich einzügig Matt setzt. Das allein ist für mich im Nachhinein immer noch verblüffend. Jedenfalls hat dieses Gefühl schwer im Magen gelegen und ich wollte keinen Déjà vu Moment erleben. Am Ende waren wir beide glücklich über das Remis, wobei Michel wahrscheinlich ein riesen Stein vom Herzen gefallen ist.

 

Rainer Schwarz – Dirk Maleska : 0-1

Dirk wird gleich g6 ziehen, worauf Rainer seinen Läufer auf g2 platziert

In der Englischen Eröffnung entschließt sich Rainer, mit einen frühen Damenzug gefolgt von einen ebenfalls frühen Bauernzug am Damenflügel zu handeln. Das dieser vorgelaufene Bauer ihn einst zum Verhängnis wird, konnte da noch keiner ahnen. Dirk spielt wie immer sehr methodisch und prinzipienorientiert und lässt nichts anbrennen. Jedoch gab es auch taktische Motive. Als Rainers Dame einen kurzen Besuch am Königsflügel macht, hätte Dirk die Tür zusperren und die Majestät einkerken können.

Was muss Schwarz spielen, um die Dame in Bedrängnis zu bringen?

Die Partie verlief trotzdessen weiterhin ungünstig für Rainer. Man könnte zum Einen argumentieren, er habe zu früh aufgegeben, zum Anderen aber ist Dirk bekannt für seine Endspieltechnik.

 

Oliver Fritz – Michael Kläve : 1/2-1/2

Oliver hat gerade Tb1 gespielt, um b4 vorzubereiten. Michael wird mit a5 gegenhalten.

Hier ist ein wie ich finde sehr positionelles Spiel entstanden. In der Englischen Eröffnung ist das nicht selten, jedoch wurde es im Verlaufe der Partie unausgeglichen, als ein starker Springer samt Bauern für den Turm getauscht wurde. Das daraus entstandene Ungleichgewicht war zum Vorteil für Oliver, aber Michael hält gut gegen, sodass man sich zu einen Remis einigt.

Ein kritischer Punkt dieser Partie ist folgende Stellung mit Schwarz am Zug: Michael hat hier e4 gespielt, ist das eine gute Idee?

Die Auflösung gibt es, wie immer, in der Partie.

Arno Urban – Guido Heinemann : 1/2-1/2

Arno hat gerade kurz rochiert und Gudio wird seinen Springer auf g8 entwickeln.

Die Caro-Kann Verteidigung ist bekanntlich ein sehr solides und ungefährliches System für Schwarz. Auf der anderen Seite darf man sich keinen allzu großen Vorteil erhoffen. Deshalb wurde diese Eröffnung von großen Verteidigern wie Tigran Petrosian oder Anatoly Karpov angewandt. In diesen Spiel kannten sich beide Seiten gut aus, machten nichts verrücktes und gingen wahrscheinlich glücklich mit den halben Punkt nach Hause.

Thomas Schmidt – Lutz Kania : 1-0

Lutz wird seinen Läufer auf b7 stellen wollen, Thomas seinen auf d3.

In einen Trompowski-Angriff tauscht Thomas seinen Läufer gegen eine etwas schwächere Schwarze Bauernstruktur. Als Lutz sich dann einen Isolani auf d5 verschafft, wird dieser Thema der Partie. Thomas hält sich an die Prinzipien und blockiert das Voranschreiten des isolierten Bauern. Letztendlich kommt dieser doch vom Brett, nun aber mit Problemen am Damenflügel für Lutz. Die Stellung ist soweit ausgeglichen, doch dann greift Lutz in folgender Stellung voll daneben:

Was soll Weiß hier spielen?

Die Auflösung gibt es wie immer in der Partie!

Benjamin Isler – Malte Jensen : 1-0

Benjamin hat gerade meinen Springer gefesselt und ich werde rochieren, um diese Fesselung aufzuheben.

Benjamin, vielleicht eher bekannt als Eros Atomus, spielt gegen den Sizilianer das von ihm geliebte Morra-Gambit, womit er schon große Erfolge heimfahren konnte. Auch dieses Spiel kann er zu seinen guten Siegen zählen: Schwarz schafft sich eine Schwäche – den c-Bauern und verpasst es, den richtigen Moment zu erkennen um die Initiative an sich zu nehmen. Danach ist es schon fast um mich geschehen, denn der weiße Springer war ein Biest in dieser Partie, dem ich nichts entgegen bringen konnte. Das solch eine Stellung schnell zusammenbricht, war vorhersehbar.

Die kritische Stelle für Schwarz ist in folgender Stellung: Die beiden Bauern e6 und c6 sind rückläufig und schwach, wie also muss Schwarz am Zuge hier agieren?

Als dieser Plan undurchführbar war, hatte Weiß sehr einfaches Spiel. Bobby Fischer sagte einst: „Taktiken entstehen aus vorteilhaften Stellungen“, so auch in dieser Partie.

Michel Langner – Jürgen Nickel : 1-0

Michel hat gerade seinen Läufer auf d3 platziert, woraufhin Jürgen d5 spielen wird – ein wichtiger Zug im Sizilianer

Diese Partie ist ganz in Michels Stil. Sie fühlt sich an wie ein sehr langer Angriff, den Schwarz nur wenig entgegen bringen kann. Erst kommt ein weißer Bauer auf das wichtige Feld e5, mit diesen Motiv sind schon etliche Kampfpartien entstanden. Dann bringt Michel langsam aber sicher seine Truppen in Bereitschaft, während Jürgens König Zuflucht im Zentrum sucht, wo die Stellung halbwegs geschlossen ist. Doch auch dort ist er nicht sicher vor Michels Springer und so wird der schwarze König in die Falle gelockt. Es ist aus meiner Sicht schwer, einen guten Plan für Schwarz zu finden, weil ich eher wie Michel spielen würde. Vielleicht finden Sie beim Nachspielen ja bessere Varianten!

Sara Andresen – Sascha Thomsen : 0-1

Sascha wird hier e5 spielen, gab es vielleicht einen besseren Zug?

Erst wurde hier das Londoner-System angekündigt, doch dann gab es einen Umschwung zu der Pirc-Verteidigung. Eine Zugfolge, in der Henrik Andresen und ich gerne spielen. Diese Partie halte ich für nachspielwürdig, da ein bestimmtes Motiv von weißer Seite missachtet wurde: Die Ungleichheiten der Stellung ausfindig machen. Jeremy Silman hat eine interessante Denkmethode, „Silman’s Thinking Technique“, dier hier angewendet Sara erkennen lassen würde, wie stark ihr Turm auf d2 im Verlaufe der Partie wurde und dass sie am Damenflügel gutes Spiel hatte.

Schauen Sie sich folgende Stellung an, wie kann Weiß am Damenflügel aggieren?

Trotzdessen blieb diese Partie spannend und steckte zum Teil voller taktischer Motive. Was könnte Weiß hier zum Beispiel spielen?

Das Spiel kippte im Verlauf mehr und mehr zu Sascha’s Gunsten. Sara hätte ein Dauerschach machen können, entschied sich aber, um den Punkt zu kämpfen. Das ist eine Sache, die ich sehr respektiere! Zumal auch, weil ich sehr gut weiß, wie man sich damit in das eigene Verderben bringt. So ist es leider auch in dieser Partie gekommen.

Peter Nissen – Florian Tent : 1-0

Florian wird das Läuferschach mit seinen Springer parieren.

In dieser Partie hält Florian gegen seinen DWZ-stärkeren Gegner lange gut mit, hat wie in vielen seiner Spiele sogar gute Aussichten auf eine vorteilhafte Stellung. Jedoch – sei es durch Unachtsamkeit, zu schnelles Spielen oder was auch immer, begibt Florian sich in Schwierigkeiten und kommt in ein nachteilhaftes Endspiel. Peter, der durch sehr viel Spielpraxis Erfahrung gesammelt hat, kann dieses Endspiel mit Leichtigkeit konvertieren.

Der Wendepunkt der Partie wurde mit dieser Entscheidung eingeleitet. Soll Schwarz die Damen tauschen oder behalten? Was würden Sie spielen?

Die Auflösung mit Varianten erhalten Sie beim Nachspielen. Viel Spaß!

 

Gerhard Kühnen – Kurt Boß : 1-0

Kurt hat gerade seinen Läufer auf d6 gestellt. Gerhard entscheidet sich, seinen Springer dazwischen zu ziehen.

Wenn man Gerhards Partien verfolgt, weiß man, dass sie sich immer auf die ein oder andere Art zu interessanten Kampfpartien entwickeln. Es wird häufig ein kreativer Weg gefunden, dem Spiel die genügende Würze zu verpassen. Diese Parite ist keine Ausnahme, wobei schon in folgender Stellung ein für Gerhard höchst spektakulärer Angriff entstehen kann:

Was sollte Weiß hier spielen?

Der Angriff, der in den Spiel empor ging, ist aber auch nicht ohne!

Hayo Weidung – Martin Weilandt : 1-0

Hayo hat hier auf e5 mit e4 reagiert. Gibt es vielleicht einen besseren Springerzug?

Diese Partie ist ein Paradebeispiel dafür, wie gnadenlos Schach manchmal sein kann. Martin genießt die meiste Zeit eine komfortable Stellung und gewinnt einen Bauern. Manchmal ist es dann ein Zug, ein nicht klarer Moment, selbst wenn es nur eine Sekunde ist, wo man nicht aufpasst und das Spiel ist gelaufen. Vorrausgesetzt, der Gegner greift nach der Gelegenheit, was Hayo getan hat!

Es geht um folgende Stellung: Was kann Schwarz spielen, um die losen Fäden zusammen zu halten?

Nach den Fehlgriff von Martin war alles vorbei. So etwas kann jeden mal passieren. Wir können uns damit trösten, dass Vladimir Kramnik einst gegen das Schachprogramm „Fritz“ ein Matt in eins übersehen hat. Und womit tröstet sich Vladimir Kramnik? Wahrscheinlich damit, dass er mehrmaliger Weltmeister geworden ist und die Schachlegende Garry Kasparov gestürzt hat.

Nikolaj Bolgov – Otto Jepsen : 1-0

Die Stellung hier ist schon sehr prekär für Schwarz. g6 ist erzwungen, aber was kann Weiß dann machen?

Otto spielt kreativ und unkonventionell, was er gegen erfahrene Klubspieler nutzen kann. Seine Art zu spielen ist ungewohnt für seine Gegner, welche in der Folge vielleicht daneben greifen. So aber nicht mit Nikolaj! Er folgt den allgemeinen Regelwerk und kann besser die Konzepte des Spiels fassen. Das hat zur Folge, dass Otto schon nach wenigen Zügen in die Bredouille gerät.

One thought on “Die 2. Runde der Stadtmeisterschaft

Comments are closed.