Die 1. Runde der Stadtmeisterschaft

24 Teilnehmer kämpfen um den Titel des Stadtmeisters in der diesjährigen offenen Stadtmeisterschaft. Und da der Titelverteidiger des letzten Jahres aus beruflichen Gründen umgezogen ist, steht die Pforte offen für einen neuen Anwärter des erstrebenswerten Titels! Gespielt wird nach Schweizer System, sprich am Anfang könnten so einige Überraschungen auf uns warten, da die DWZ-Schwächeren gegen die stärkeren Spieler in den ersten Runden antreten werden. Ob da der eine oder andere „Underdog“ einen Sieg ergaunern kann? Warten wir es ab!

Am 15.01 fiel der Startschuss mit 10 Partien. Überraschungen blieben bis jetzt jedoch noch aus, wobei zwei Partien nachzuholen sind.

Dementsprechend unspektakulär ist die derzeite Kreuztabelle:

 

Zum Nachspielen

Dirk Maleska – Peter Nissen : 1-0

Dirk hat gerade Lg2 gespielt und Peter wird den Springer auf c3 tauschen.

Die Grünfeld-Eröffnung liefert fast immer ein spannendes Endspiel. Schwarz muss für gewöhnlich höllisch auf den d-Bauern aufpassen, was Peter gegen seinen DWZ-stärkeren Gegner auch tut. Er kommt trotzdem auf die etwas schiefe Bahn, da dafür ein ganz anderes Problem mit seinen b-Bauern auftrat. Nachdem dieser Bauer in Dirks Hände lag, konnte er das daraus entstehende Turmendspiel souverän zum Sieg führen. Wenn Sie etwas über Endspieltechnik lernen wollen, schauen Sie sich diese Partie unbedingt an!

Michael Kläve – Gerhard Kühnen : 1-0

Gerhard hat soeben Lb7 gezogen, worauf Michael rochieren wird. Im Hintergrund ist Florian entweder im tiefsten Gedanken oder hat etwas eingestellt…

Wer Gerhard’s Spielstil kennt, weiß, dass er den Angriff mag. So hatte er in dieser Partie gute Chancen, die er leider vertan hatte. Angefangen hat alles mit seiner starken Dominanz der Weißen Felder, vorallem durch die Bauernkette e4-f5-e6, die in Kombination mit den Läufer auf b7 schwierig für Michael ist. Gerhard geht einen etwas ungünstigeren Weg, aber Michael spielt auch nicht akkurat und gibt in folgender Stellung eine taktische Möglichkeit für Gerhard:

Was kann Schwarz hier spielen? Ein Tipp: Schauen Sie sich die ungedeckten Felder in der Nähe des weißen Königs an…

Die Auflösung finden Sie wie immer als Variante der Partie. Viel Spaß beim Nachspielen!

Martin Weilandt – Holger Martens : 0-1

Martin greift mit e5 den Springer an, welcher nach e8 flüchten muss

Ich sehe diese Partie als einen riesigen Angriff. Martin geht von Anfang an in die Vollen, pirscht mit seinen Bauern nach vorne und versucht um jeden Preis, anzugreifen. Damit geht Martin sogar so weit, dass er in einer für Holger harmlosen Stellung einen Läufer opfert, um irgendwie den Takt zu geben. Holger schmettert diesen Angriff sauber ab und ist am Ende derjenige, der „Schachmatt!“ sagt.

Diese Partie ist ein tolles Beispiel dafür, dass man auf seiner Idee nicht verharren darf. Schach ist ein dynamisches Spiel. Man muss die Stellung lesen lernen und das derzeitige „Thema“ der Position deuten und seinen Plan darauf anpassen, nicht umgekehrt!

Guido Heinemann – Nikolaj Bolgov : 1-0

Guido hat gerade Lxf7+ gespielt. Sehen Sie die Idee dahinter? Arno Urban kiebitzt und sieht wahrscheinlich den Folgezug von Weiß.

Guido spielt das scharfe nordische Gambit und kommt mehr als erfolgreich aus der Eröffnung in ein vorteilhaftes Mittelspiel. Als Nikolaj eine Springergabel übersieht, wandelt Guido das resultierende Endspiel mit Leichtigkeit zu seinen Gunsten um. Guido ist sich am Ende sogar so sicher, dass er die gewonnene Qualität zurückgibt, um die Stellung zu simplifizieren und mit einen Mehrbauern im Turmendspiel den Sieg durchzudrücken. Zu meinen erstaunen konnte Guido ab dieser Stellung den Sieg heimfahren:

Wenn Sie die Technik dahinter näher kennenlernen wollen (ich rate dazu), schauen Sie sich das Spiel in Gänze an!

 

Florian Tent – Thomas Schmidt : 0-1

Florian wird d4 spielen, worauf Thomas den Bauern mit seinen c-Bauern nimmt.

Aus relativ kurzen Partien kann man immer viel lernen, egal ob gewonnen oder verloren. Man denke da nur an die ganzen „Miniatures“ (Gewinnpartien unter 25 Züge) von Bobby Fischer, wovon man viel mitnehmen kann.

So kann man aus dieser Partie lernen, dass man nicht zu kopflos aggieren soll, seine Struktur bewahren und Löcher flicken sollte. Weiß schafft sich überhaupt keinen sicheren Ort im eigenen Lager, der Feind kann problemlos einmaschieren. Dass das am Ende zu diversen taktischen Motiven führt, ist daher sehr abwiegig. So ist nach 17 Zügen das Spiel gelaufen.

Nahmen Christiansen – Hayo Weidung : 1-0

Hayo wird kurz rochieren, was Nahmens Signal für einen Angriff bedeutet, den er mit Lh6 einleitet.

Hayo war schon einmal bei uns Mitglied und hat nach langer Pause so wie ich wieder zum Schach gefunden. Ich freue mich, wenn alte Mitglieder wieder die Liebe zu den Spiel finden und zu unseren Verein zurückkehren! Mit Nahmen hat Hayo aber gleich schon einen erfahrenen Gegner, in der er sich in seiner ersten ernsthaften Schachpartie nach jahrelanger Pause beweisen muss.

Und wie er sich beweist! Hayo bleibt am Ball, hält gut gegen und steht sogar besser. Allerdings macht sich die lange Abwesenheit vom Schachbrett bemerkbar, Schwarz übersieht erst einen guten Zug und verliert in den Endspiel komplett den Halt. Schade!

Was hätte schwarz in dieser Stellung spielen sollen?

Vor der Partie habe ich noch eine Anmerkung zur Eröffnung: Ich habe in den Kommentaren einen Hinweis auf das frühe Lg7 von Schwarz vermerkt mit Referenz auf das aktuelle „Tata Steel“ Turnier, wo die Pirc-Verteidigung ebenfalls gespielt wurde. Wenn man nicht von den Super-Großmeistern lernen kann, von wem dann?

Kurt Boß – Rainer Schwarz : 0-1

Kurt wird dxc5 spielen, gibt es vielleicht eine bessere Alternative?

Kurt eröffnet mit den von ihn geliebten Londoner System. Rainer wählt eine aggressive Variante und kann schnell ein dominantes Zentrum aufbauen. Kurt möchte dieses sofort stürzen, ist aber mit seinen Figuren nicht so aufgestellt, dass er dies ohne Weiteres schaffen könnte. Als Folge steht Weiß sehr unharmonisch, wird in die Ecke bedrängt und kommt nicht zu seinen Plan, die c-Linie zu öffnen.

Rainer hat ziemlich fehlerfrei gespielt, aber in dieser Stellung hätte Kurt das Ruder herumreißen können, wie?

Im späteren Verlauf der Partie gab es hin und wieder die Möglichkeit, den selben Zug zu machen, auch wenn dieser dort nicht so effektiv gewsen wäre wie in obiger Stellung. Als diese Möglichkeit für Weiß genommen wurde, hatte Rainer leichtes Spiel und hat in folgender Stellung das Endspiel korrekt konvertiert:

Was muss Schwarz hier spielen, um einen Freibauern zu kriegen?

Für die Auflösung müssen Sie nur auf die Varianten in der Partie klicken. Viel Spaß beim Lösen und Nachspielen!

Jürgen Nickel – Sara Andresen : 1/2-1/2

Nachdem der Springer auf d7 zurückgewichen ist, wird Jürgen seinen Läufer auf g2 stellen.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese vereinslose und DWZ-lose Teilnehmerin nicht kenne. Ausgehend von der Leistung, gegen den erfahrenen Jürgen besser zu stehen und sich ein Remis erarbeitet zu haben, würde ich sagen, dass Sara Andresen eine Kandidatin ist, die man sich im Verlaufe dieser Stadtmeisterschaft vielleicht näher anschauen sollte!

Otto Jepsen – Oliver Fritz : 0-1

Oliver am Zug wird Db6 spielen, was Otto mit Lc3 erwidern wird.

Otto, unser gern gesehener Stammgast bei der Stadtmeisterschaft seitdem er auf einer unserer Galeriewochen auf uns gestoßen ist, muss gleich gegen unseren Turnierleiter herantreten.

Weiß spielt kreativ und hat gute Ideen, die nicht immer der Konvention entsprechen müssen. Jedoch schleichen sich Flüchtigkeitsfehler ein. Ich sehe gutes Potential für Otto, wenn diese kleinen Fehler sich nicht einschleichen würden! Denn diese häufen sich und führen letzendlich in den sicheren Verlust.

 

Lutz Kania – Petra Römer : 1-0

Lutz hat vor, d3 zu spielen, woraufhin Petra kurz rochieren wird.

Unser frisch gebackener Gewinner in der Vormeisterklasse der Vereinsmeisterschaft darf hier gegen unser aller neuestes Mitglied antreten. Petra ist erst vor kurzen bei uns eingetreten und deshalb sogar auf der Teilnehmerliste noch als Vereinslos vermerkt. Dass sie Erfahrung in den ritterlichen Spiel hat, zeigt sie dadurch, dass Petra gegen Lutz bessere Karten hat. Aber ähnlich wie bei Hayo macht sich die Pause vom Schach bemerkbar, der Vorteil wird aus der Hand gegeben und es geschieht ein sehr grober Fehler im 36. Zug. Ob es Mangel an Konzentration oder Zeitnot ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall Ist auch Petra so wie Sara eine Kandidatin, die den einen oder anderen Spieler gefährlich werden kann!

Die Auslosung für die 2. Runde am 29.1 findet am 23.1 statt.